Refugium Utting

Utting (Bayern) 2021



Utting am Westufer des Ammersees:
Das Lagerhaus am Bahnhof soll Jugendzentrum, ein Ort der Gemeinschaft und der Kunst werden.
Ideen, Wünsche, Vorstellungen, Visionen von Alt und Jung flossen in Planungs- und Nutzungskonzept mit ein.
 

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Wie der Maibaum gehören Geräteschuppen, Stellwerkhäusl oder Umspannstation zum Ortsbild eines jeden Dorfes, meist als willkommene Projektionsfläche für angehende Graffitikünstler, stets aber als Anlass für allerlei Ärgernis. Selten widmet man diesen scheinbar unspektakulären Plätzen öffentlich die Aufmerksamkeit, eine sinnvolle Nutzung oder ästhetische Aufwertung anzustreben.

Anders in Utting am Ammersee:
Auch hier steht seit Jahrzehnten ein Schuppen für allerlei Gerät an den Bahngleisen.
Die einst farbenfrohen, langsam verblassenden Dorfansichten eines jungen Streetart Künstlers sind übersät von Graffiti-tags weit weniger talentierter Sprayer.

Im Juni 2021 erhielten vonMeierMohr Architekten den Auftrag der Gemeinde, auf Grundlage einer zuvor erstellten Machbarkeitsstudie die Planung der Sanierung und Erweiterung des Gesamtkomplexes zu erstellen. Das „Refugium“ sieht eine Umnutzung des Bestandsgebäudes am Bahnhof vor.
Nach eingehender Untersuchung der Bausubstanz erhielten die Auftraggebenden eine klare Empfehlung zum Erhalt des Lagerschuppens, dessen Erweiterung und Umnutzung zu kulturellen und gemeinschaftlichen Zwecken.
Ein Refugium -  als Sinnbild für Zuflucht und Schutz - soll mit dem neuen Ensemble geschaffen werden, als lebendige Herberge für Jugend, Vereine, Musik-, Kultur- und Gemeinschaftsleben.

Der Erweiterungsbau als fließendes Verbindungselement zwischen Bahnhofsgebäude und Schuppen soll sich in Firsthöhe, Dachneigung und Breite unaufdringlich, unaufgeregt und doch zeitgenössisch, ästhetisch in das Erscheinungsbild des Ortes einfügen. Die verbauten Materialien würdigen seine Umgebung und dessen Geschichte - so nehmen die Holztore mit Stahlrahmen die Ästhetik von Güterwaggons auf, der dunkle Putz des Neubaus erinnert an die ehemals vom Ruß geschwärzten Fassaden aus der Ära der Dampflock (die im Übrigen noch heute traditionell jeden Sommer von Utting nach Augsburg ruckelt und jährlich Schaulustige wie Liebhaber*innen aller Altersklassen anzieht).

Die vielfältig möglichen Nutzungskonzepte wurden in einer Bürgerbefragung aktiv von der Dorfgemeinschaft mit gestaltet und führten letztlich zu einer Erweiterung der Baumaßnahmen über den ursprünglichen Rahmen hinaus.


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